Erster Fahreindruck – Peugeot Elystar 150 ABS

Habe heute unseren „neuen“ gebrauchten Elystar 150, 2 Jahre alt und 3800 km auf der Uhr, angemeldet und zu einer ersten Probefahrt genutzt. Bei 37,6 Grad Außentemperatur laut unserem Hausthermometer, war die Lust zur einer anderen Arbeit nicht vorhanden und der erwartete Fahrtwind versprach mehr Freude am Fahren…

Also zuerst einmal der Start – wie beim modernen Auto – kein Choke, kein Benzinhahn, keine Gasgriffstellung – einfach anlassen. Start im kalten Zustand des Motors einwandfrei.

Am Gasgriff drehen und immer mehr Gas geben, bis die Variomatik einkuppelt und der Roller sich in Bewegung setzt. Hätte ich manuell einkuppeln können, hätte ich sicher nur ein drittel der Drehzahl dazu gebraucht – etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man es bisher anders gewohnt ist.

Einmal in Bewegung, beschleunigt das Fahrzeug mit meinen 80 kg Lebendgewicht ganz zügig bis zu 60 aber auch 80 Stundenkilometern. Dann wird es zäh. Auf der Landstraße erreiche ich aufrecht sitzend mal kurzzeitig 115 km/h auf dem Tacho, aber um dorthin zu kommen, braucht es schon ein gewaltige Anlaufstrecke und einige Überwindung, so kräftig am Gasgriff zu drehen. Nix also mit Überholen eines Lasters oder ähnlichem unter realen Bedingungen – da wird die Überholstrecke viiiel zu lang.

Aber dazu haben wir den Roller ja auch nicht gekauft und bis zu dieser Geschwindigkeit macht das Fahrwerk einen sehr stabilen Eindruck und hat einen einwandfreien Geradeauslauf. Bei leichtem Seitenwind kommt noch kein Unbehagen auf, und mehr hat das Sommerwetter heute nicht zu bieten.

Kommen wir zu den Bremsen, die ja der Hauptgrund unseres Kaufs waren. Wir haben unseren geliebten Vespa PX 200E nach annähernd 20 Jahren besonders deshalb abgegeben, weil er nun wirklich keine zeitgemäße Bremsanlage mehr bietet. Als eiserner Verfechter von Bremsen nach dem „Stand der Technik“, gab es für uns deshalb jetzt den Sprung nach vorn und hin zum Integral-ABS des Peugeot-Rollers.

Und der erste Fahreindruck ist wirklich genial und ich kann nur jedem Skeptiker raten, es mal selbst auszutesten. Man zieht am linken Bremshebel und die Fuhre steht !!! Beim Auto kam doch auch keiner auf die Idee die Vorderräder mit einem linken und die Hinterräder einem rechten Bremspedal abzubremsen. Warum hat uns Zweiradfahrern das die Industrie eigentlich bisher vorenthalten (bis auf einige wenige Ausnahmen mal abgesehen) ist deshalb meine doch wohl berechtigte Frage?

Warum der Elystar dann überhaupt noch einen rechten (Not-)Bremshebel für die Vorderradbremse hat und warum der ohne Motorkraft gar keinen Druckpunkt hat, z.B. beim Schieben des Gefährts, das entzieht sich meinen technischen Verständnis!? Ob diese Vorderradbremse überhaupt an das ABS-System angeschlossen ist und/oder nur die Intergral-Wirkung dort fehlt, darüber gibt selbst das Fahrerhandbuch keine schlüssige Antwort.

Zu vermuten ist jedoch, dass es wirklich nur eine Bremse für den absoluten Notfall ist, die noch funktionieren soll, wenn das ABS-Integralsystem links ausgefallen ist und mich „put-put-put“ mit Niedrigstgeschwindigkeit in die Werkstatt zurück bringen soll, denn es „reicht dies nicht aus, um das Fahrzeug im Notfall zum Stehen zu bringen“, wie die unzureichende Bedienungsanleitung es verlauten lässt.
Kommen wir zum Fahren zurück und da fällt mir eine Besonderheit zu unserem bisherigen luftgekühlten Vespa-Roller auf und die sieht folgendermaßen aus. Der Peugeot-Roller hat eine „eingebaute Handgriffheizung“, die durch die Abwärme des in der Front-Verkleidung montierten Wasserkühlers gespeist wird. Dabei werden die Handgriffe und Bremshebel annähernd auf Kühlwassertemperatur erhitzt, was ja bei kühleren Temperaturen sicher sehr angenehm ist, nicht aber bei fast 40 Grad Sommerhitze. Ob man das irgendwie abstellen kann, indem man die Lenkerverkleidung verschließt oder zustopft, kann ich noch nicht absehen, aber irgend wie lästig ist es bei länger anhaltendem Sommerwetter schon.

Da freut man sich ja schon fast wieder auf schlechteres Wetter, wo auch das ABS bei feuchten Strassen seine spezifischen Vorteile gegenüber „normalen“ Bremsanlagen ausspielen kann.

Fazit: Rundum akzeptabler Viertakt-Roller mit über 125 ccm Hubraum
für den Nahverkehr und wirklich zeitgemäßem Integral-ABS-Bremssystem, bei dem der Alltagsnutzen und die hinzu gewonnene Sicherheit besonders auch bei schlechterem Wetter im Vordergrund steht. Ausreichender Sitzkomfort für zwei Personen auf Kurzstrecken. Wer jedoch häufiger die Landstraße benutzen möchte und/oder einen Passagier befördern muss, der sollte besser einen hubraumstärkeren Roller wählen, der Überholvorgänge auch oberhalb von 80 km/h zulässt. Dafür ist der kleine Peugeot nicht geeignet.